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    Seit Februar 2022 sind rund 1.1 Millionen Geflüchtete aus der Ukraine nach Deutschland gekommen. Wie viele von ihnen mit HIV leben und eine entsprechende medizinische Versorgung benötigen, ist nicht klar. Fest steht, dass in der Ukraine über 70% aller HIV-Patient*innen mit einem Single Tablet Regime (STR) bestehend aus Tenofovir, Lamivudin und Dolutegravir behandelt werden und dieses STR in Deutschland nicht verfügbar ist. Therapieumstellungen sind also unumgänglich. Die ORANGE Study wurde konzipiert, um die Versorgung, konkret die HIV-Therapien, ukrainischer Geflüchteter zu untersuchen. Zusätzlich zur ART wurden auch die CD4-Zelltahl und die Viruslast bei Erstvorstellung in einem deutschen HIV-Schwerpunktzentrum sowie evtl. Komorbiditäten erfasst.

    Die ORANGE Study ist ein Kooperationsprojekt von DAIG, der DAIG-Sektion PAAD, dagnä, RKI und dem HIVCENTER Frankfurt.

    Auf dem Europäiischen AIDS-Kongress, der vom 18.-23. Oktober in Warschau stattgefunden hat, wurden Ergebnisse der ORANGE Study vorgestellt. Bundesweit haben sich 37 HIV-Behandlungszentren an der ORANGE Study beteiligt. Die Daten wurden retrospektiv und anonymisiert mittels Fragebogen erfasst. Insgesamt konnten Datensätze von 941 Patient*innen ausgewertet werden. Bei Erstvorstellung in Deutschland hatten die meisten Patient*innen eine supprimierte HI-Viruslast (<50 Kopien) und durchschnittlich eine CD4-Zellzahl größer 500/µl. Rund 74% waren in der Ukraine mit einem Integraseinhibitor basierten Regime behandelt worden. Aufgrund der Nicht-Verfügbarkeit der ursprünglichen ART erfolgte bei 73% der ukraiinischen Patient*innen bei Erstvorstellung in Deutschland ein Wechsel der HIV-Therapie, die Mehrzahl von ihnen auf andere Integraseinhibitor haltige Kombinationen. Rund 80% der neu angesetzten Therapien sind derzeit in der Ukraine nicht standardmäßig erhältlich. Dieses Ergebnis der ORANGE Study ist für eine spätere Weiterbetreuung im Heimatland von besonderer Bedeutung.