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  • Neues zu Frauen, Gender und HIV/Aids von der Internationalen AIDS-Konferenz in Mexiko City
  • Neues zu Frauen, Gender und HIV/Aids von der Internationalen AIDS-Konferenz in Mexiko City

    von Ulrike Sonnenberg-Schwan

    Die Highlights der Weltaidskonferenz in Mexiko werden zur Zeit in vielen Berichten präsentiert. AAWS bringt an dieser Stelle in den nächsten Wochen Berichte und Zusammenfassungen von frauen- und genderspezifischen Studien und Projekten.

    Mehr als auf den bisherigen Internationalen Aidskonferenzen ging es in Mexiko City um Fragen der reproduktiven Gesundheit – nicht nur die Möglichkeiten zur Vermeidung der HIV-Übertragung von der Mutter auf das Kind, sondern viele Aspekte rund um Verhütung, Familienplanung, Kinderwunsch, ungewollte Schwangerschaften und Schwangerschaftsabbruch wurden diskutiert. Noch sind viele Ärztinnen und Ärzte selbst in „ressourcenreichen“ Ländern noch weit davon entfernt, die Wünsche ihrer Patientinnen hinsichtlich der Familienplanung wahrzunehmen, anzuerkennen und bei der Behandlungsplanung zu berücksichtigen, wie die folgende amerikanische Studie von Dawn Averitt Bridge und ihren Kolleginnen zeigte:

     

    USA: Lücken in der Kommunikation über Kinderwunsch und Schwangerschaft zwischen Frauen mit HIV/Aids und ihren Ärzten

    In den USA leben ca. 300.000 Frauen mit HIV/Aids, die meisten von ihnen sind im „reproduktionsfähigen“ Alter. Jährlich bringen etwa 6.000 HIV-positive Frauen Kinder zur Welt.

    Mit der Untersuchung „Women Living Positive“ wollte eine Gruppe von Forscherinnen feststellen, wie es um die Kommunikation zwischen HIV-positiven Frauen und ihren HIV-Ärzten bestellt ist, wenn es um Fragen rund um Schwangerschaft und Familienplanung geht. Mittels eines 15-minütigen telefonischen Interviews wurden von Dezember 2006 bis März 2007 insgesamt 700 Frauen in verschiedenen Regionen der USA befragt. Dabei ging es um das Verhältnis zu ihren Ärzten, um die HIV-Behandlung, emotionale Aspekte des Lebens mit HIV, das generelle Wissen um Schwangerschaft und HIV sowie Fragen der Familienplanung.

    Die befragten Frauen waren im Durchschnitt 42,5 Jahre alt, 39% hatten Kinder. 31% (davon mehr als die Hälfte afrikanisch-amerikanischer Herkunft) berichtete, dass sie über eine Schwangerschaft nachdenken würden oder in der Vergangenheit schwanger gewesen seien. Fast die Hälfte dieser Frauen waren von ihrem HIV-Arzt nie gefragt worden, ob sie sich jetzt oder in der Zukunft ein Kind wünschten. Nimmt man die zur Zeit der Befragung schwangeren Frauen dazu, sagten insgesamt 79%, dass sie gerne mit ihren Ärzten über die Behandlungsoptionen in der Schwangerschaft oder darüber, schwanger zu werden, sprechen würden. Von den Frauen, die gerade oder in der Vergangenheit schwanger waren oder sich ein Kind wünschten, hatten 41% nicht mit ihrem Arzt über mögliche Änderungen der Behandlung gesprochen. 29% berichteten, dass ihr Arzt ihnen nicht erklärt habe, welche Auswirkungen die Medikamente auf ihr Baby haben könnten. Und mehr als die Hälfte der 154 Frauen, die seit ihrer HIV-Diagnose schwanger geworden oder zum Zeitpunkt des Interviews schwanger waren, sagten, dass sie vor der Schwangerschaft nie über angemessene Behandlungsoptionen gesprochen hätten. Mehr als 40% gaben an, die verfügbaren Behandlungsmöglichkeiten nicht gut oder gar nicht gekannt zu haben, bevor sie schwanger wurden. 39% fühlten sich gut informiert.

    Die Forscherinnen schließen auf eine Kommunikationslücke zwischen HIV-positiven Frauen und ihren Ärzten, wenn es um Schwangerschaft und Familienplanung geht. HIV-Behandler verpassen ihrer Ansicht nach die Gelegenheit, mit ihren Patientinnen über Verhütungsfragen, die Schwangerschaftsvorsorge und besonders über die antiretrovirale Therapie und ihren Einfluss auf die mütterliche und kindliche Gesundheit zu sprechen.
    Quelle: Bridge DA, Hodder S, Squires K et al. Clinicians Fail to Routinely Provide Reproductive Counselling to HIV-Infected Women in the United States.Vortrag. Program and abstracts of the 17th International AIDS Conference; August 3-8, 2008; Mexico City, Mexico. Abstract TUPE0911


    Wie sich die antiretrovirale Behandlung mit verschiedenen Substanzen während der Schwangerschaft auf die Kinder auswirkt, ist natürlich eine Frage, auf die Antworten mit Spannung erwartet werden. Im Folgenden aktuelle Daten zu Lopinavir/r:
     

    Kein erhöhtes Risiko von kindlichen Fehlbildungen bei Behandlung mit Lopinavir/Ritonavir in der Schwangerschaft

    Im Antiretroviral Pregnancy Registry (APR) werden Daten zu Fehlbildungen und Geburtsrisiken bei Kindern erfasst, die während der Schwangerschaft ihrer Mütter gegenüber antiretroviralen Substanzen exponiert waren. In Mexiko wurde eine Analyse zu Kindern vorgestellt, deren Mütter mit Lopinavir/r behandelt worden waren. Ausgewertet wurden 987 Schwangerschaften (darunter 18 Mehrlingsschwangerschaften) von Januar 2000 bis Juli 2007. Insgesamt wurde – verglichen mit Daten der US-amerikanischen Allgemeinbevölkerung – kein signifikanter Anstieg von Fehlbildungen nach LPV/r-Behandlung der Mütter gefunden (2.4% vs. 2.7%). Auch die Behandlung im ersten Trimester der Schwangerschaft verglichen mit dem zweiten oder dritten Trimester führte nicht zu signifikanten Unterschieden. Ein Behandlungsbeginn im ersten Drittel der Schwangerschaft zeigte, wie schon frühere Studien mit PIs, einen Trend zu einer höheren Frühgeburtlichkeit und einem niedrigeren Geburtsgewicht.
    Quellen: Roberts SS, Martinez M, Covington DL et al. Lopinavir/ritonavir (LPV/r) in pregnancy. Program and abstracts of the 17th International AIDS Conference; August 3-8, 2008; Mexico City, Mexico. Abstract TUPE0120; www.clinicaloptions.com, capsule summaries from the IAC